TILL HERTLING ÜBER SEINE ARBEIT
"Meine Werkstatt ist für mich wie ein Labor, in dem ich Versuchsanordnungen folge. Wichtiger als das passende Stück Holz und die nötigen Werkzeuge und die Fähigkeit, diese zu benutzen, ist nartürlich eine „Idee“ und die unbedingte Neugier, diese zu visualisieren.
Bevor ich eine Idee skizziere, besteht die Hauptarbeit darin, den inneren Stimmen, die da sind, genau zuzuhören und aus dem ganzen Gebrabbel die relevanten Fragen rauszufiltern und eine Entscheidung zu treffen, welcher ich als nächstes folgen möchte. Das ist auch in sofern wichtig, weil die Art, wie ich arbeite sehr aufwendig ist und viel Zeit braucht.
Das englische Wort "Transition" hat mich vor einigen Jahren auf neue Wege gebracht. Die Frage nach dem Übergang oder der Verwandlung ist mir seitdem eine grosse Quelle für Ideen, vielleicht vom Älterwerden getriggert, aber völlig glaubensfrei.
Wann immer es möglich ist, versuche ich meine Skulpturen aus dem Vollen zu arbeiten, also aus einem Stück inklusive des Sockels. Das macht das Arbeiten komplizierter, belohnt aber mit einem Gesamteindruck von Geschlossenheit."
N° 13
2023
Nussbaum und Graphit
2 Teile à 300 x 270 x 70 mm
SOLD
"Gut geeignete Stücke Holz zu finden, ist nicht einfach, vor allem nicht, wenn die Arbeiten den Bereich der Kleinskulptur verlassen sollen, sodass ich bisher verarbeitet habe, was immer mir als geeignet schien, ein Ast aus dem Garten oder ein alter Dachbalken - Hauptsache die idee passt rein und ich muss nicht zu viele Kompromisse eingehen. Um den ja oft unpassenden reinen Holzlook zu vermeiden, benutze auch ich das zurzeit so beliebte Schwärzen mit Feuer, da es bei manchen meiner Arbeiten ideal funktioniert. Holzasche habe ich auch für mich entdeckt, oder auch Graphit und Kreide, die mir helfen die Oberflächen der Arbeiten zu verfremden, ohne dabei das Holzige vollständig zu verdecken.
In den Jahren, die ich als Handwerker verbracht habe, sei es als Tischler, Geigenbauer oder auf dem Bau, war genaues Arbeiten eine entscheidene Voraussetzung. Diese Prägung bzw. Erfahrung habe ich in gewisser Weise mit in die Bildhauerarbeit übernommen, merkend, dass erst ab einem gewissen Grad an Präzision - und dann meistens erst ganz zum Schluss, wenn ein Stück fertig wird - ein Mehrwert auftaucht, der alles zusammen zieht.
Erst wenn diese Hürde überschritten ist, macht es für mich Sinn, Stücke bis zu einem Gewissen Grad auch zu stören bzw. zu zerstören, denn das kann manchmal zusätzliche Spannung erzeugen.
Eine gelungende Arbeit ist für mich dann entstanden, wenn sie unabhängig von ihrer Größe und von dem, was ich auszudrücken versuche, raumgreifend funktioniert, also genügend Ausstrahlung besitzt, um eventuelle Betrachter einzuladen, sie weiter zu erkunden."
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